Guye & Barbezat

Charles-Ami Barbezat-Baillot (06.03.1847-24.01.1938, Geburtsname Barbezat - nach Eheschließung der Doppelname) und Henry Victor Jean Guye (05.05.1838-15.12.1877) gründeten 1867 eine Uhrenmanufaktur in Le Locle unter dem Namen "Guye & Barbezat". Eigentlich bestand die Uhrmacherwerkstatt unter der Leitung von Henry Guye bereits vorher. Dieser war nämlich der Lehrherr von Charles Barbezat-Baillot und nahm ihn nach Abschluß der Lehre in seiner Werkstatt auf und erkor ihn zum Teilhaber.



Charles Barbezat-Baillot

Man spezialisierte sich von Anfang an auf komplizierte Uhren. Im Jahr 1877 verstarb Henry Guye und Charles Barbezat-Baillot wurde alleiniger Besitzer der Manufaktur und behielt in Anerkennung seines Lehrmeisters den alten Namen "Guye & Barbezat" bis 1883 bei. Es folgte ein erstes Patent im Jahr 1879 (US212882 - Kalenderfunktion). Auf der Ausstellung in Gröningen im Jahr 1880 gewann die Firma die Goldmedaille. Im gleichen Jahr errang sie auf der "Neuchatel Oservatory Contest" den 3. Preis in der Category "C" mit einem Taschenuhrchronometer. Im Jahr 1881 errang die Firma dann die Erste-Klasse-Medaille auf der "International Exhibition of Horology" in La Chaux de Fonds. Auf der Kolonial- und Exportausstellung in Amsterdam im Jahr 1883 schließlich stellte sie hochgradige Kalender-Taschenuhren und Chronographen aus. Dafür erhielt sie einen von nur zwei ausgegebene Ehrendiplome für Schweizerische Qualitätsprodukte. Das andere Diplom erhielt übrigens "Patek Philippe" um anzuzeigen in welcher Liga bereits die Manufaktur in ihren Anfangsjahren spielte.


C. Barbezat-Baillot


Im gleichen Jahr firmierte Barbezat-Baillot die Firma in "C.Barbezat-Baillot" um. Ausserdem sicherte er sich die Marken "Tempora" und "Viam temporis illumino".



Im Jahr 1888 erfand Barbezat-Baillot die Marke "Le Phare". Barbezat-Baillot war ein genialer Uhrmacher und auch Erfinder. Dies äußert sich in der Vielzahl von Patenten, die er sich registrieren ließ. Eines seiner wichtigsten Erfindungen war die Nutzung der Zenrifugalkraft beim Repetitionsmechanismus (Patent CH334 / US433225). Hierzu veröffentlichte er auch einen Artikel im "Journal Suisse d´Horlogerie" in der Dezemberausgabe 1896.



1896 errang die Firma die Goldmedaille auf der "National Exhibition" in Genf. Im gleichen Jahr sicherte sich Barbezat-Baillot die Marke "Mignonette" für Damen-Repeater. Insgesamt spezialisierte sich die Firma auf Repeater mit und ohne Chronographen mit leiser Repetitionsfunktion und austauschbaren genormten Werksteilen. Es gab Viertelstunden-, 5-Minuten und Minutenrepeater. Im Jahr 1897 ließ sich die Firma folgende Markennamen registrieren: "Le Phare", "Rouage Silencieux", "Système Silencieux" und "Regulateur Silencieux". Bezüglich der Marke "Le Phare" gab es im selben Jahr eine gerichtliche Auseinandersetzung mit der Firma "Meyer Fils & Cie", die Barbezat-Baillot gewann.
Im Jahr 1900 folgten die Marken "l`Esperanto" und "la Volapük". Eines der Neuentwicklungen war im selben Jahr eine 8-Tage-Repetitions-Tischuhr. Ausserdem gewann die Firma auf der Pariser Weltausstellung zusammen mit anderen Teilnehmern den "Grand Prize". Den gleichen Preis errang sie 1906 auf der Internationalen Ausstellung in Mailand.


Le Phare


Im Jahr 1905 firmierte Barbezat-Baillot die Firma in "Le Phare" (= der Leuchtturm) um. In dieser Zeit beschäftigte sie bereits 200 Mitarbeiter. Im Jahr 1910 entwickelte der firmeneigene Mechaniker Perrenoud-Jacot eine Methode zur Herstellung präzisere Automatikmaschinen zur Produktion von Uhrenwerksteilen. Diese wurden in einer eigenen Firma unter dem Namen "Dixi" gebaut. Durch die eigene unabhängige Fertigungsmaschinenproduktion wurde der Produktionsprozess von Uhren billiger und auch weniger privilegierte Kundschaft konnte sich Repetitionsuhren leisten. Das führte dazu das "Le Phare" auch komplizierte Werke an andere Manufakturen lieferte. Als Kunden sind "Bulova", "Audemars & Frères" und "Invicta" bekannt geworden.


Societe Le Phare, Successors of C.Barbezat-Baillot

Während des 1.Weltkrieges wurde die Firma von der Eidgenössischen Militärverwaltung requiriert und zur Militärhosenfabrik umgewandelt. Dieses verärgerte Barbezat-Baillot so sehr, dass er im Jahr 1915 seine Uhrenfabrikation an Zenith verkaufte. Die Produktionsausrichtung wurde vom neuen Besitzer nicht geändert. Die Firma hieß nun "Societe Le Phare, Successors of C.Barbezat-Baillot".
Barbezat-Baillot zog sich damit aus dem Uhrengeschäft zurück. Barbezat-Baillot war übrigens auch Jurymitglied auf der "Universal Exhibition" in Brüssel im Jahr 1897 und in Lüttich im Jahr 1905 gewesen.
Unter der Regide von Zenith produzierte die Firma Chronographen mit und ohne Flyback-Funktion, Pulsmesser, Geschwindigkeitsmesser, Produktionsmesser, und natürlich Repetitionsuhren in normaler aber auch in Chronometerqualität sowie mit 8-Tagewerken. Ausserdem wurden auch weiterhin Kalenderuhren hergestellt. Auch die eigene Firma "DIXI" war sehr erfolgreich am Markt für Werkstattausstattung vertreten.



Nouvelles Fabriques Le Phare SA, La Chaux de Fonds

Im Jahr 1922 veräußerte "Zenith" "Le Phare" wieder. "Le Phare" wurde damit wieder unabhängig. Es kam anschließend zu einem Standortwechsel um die geräumigeren Voraussetzungen zu nutzen. "Le Phare" ging nach La Chaux de Fonds und firmierte unter "Nouvelles Fabriques Le Phare SA, La Chaux de Fonds". "Dixi" aber blieb als Hersteller von Präzisionsmaschinen in Le Locle. Auf der Baseler Ausstellung im Jahr 1949 war die Firma vertreten. Man produzierte nun Armbanduhr-Chronographen und weiterhin Repeater sowie Sport-Stoppuhren und entwickelte sich zum zweitgrößten Hersteller in diesem Segment. Allerdings blieb die Marke weitgehend unbekannt, da sie vorwiegend unter "Private Label" vertrieben wurde. Man erweiterte seine Produktionpalette um Kalender-Armbanduhren mit und ohne Mondanzeige sowie mit und ohne Automatikaufzug sowie wasserdichte Uhren. Es wurden neue Marken lanciert: "Alikor" und "Maple".



Die Firma erhielt den neuen Namen "Le Phare - Sultana SA" im Jahr 1974. In dieser Zeit brach der Markt für mechanische Chronogrphen durch die Quartzkrise völlig zusammen. Die Firma rettete sich durch Kreation von exklusiven eleganten Modellen. Diese wurde unter dem Markennamen "Jean d`Eve" lanciert. Modelle dieser Zeit waren "Spinnacker" (Kabeluhr aus echtem Schiffskabel), "Blue Marlin" (Kardanische Aufhängung), "Upside Down" (Integration vom Verschluß im Gehäuse), "Aéroport" (5 Zeitzonen) und "Sectora" (Stunden- und Minutenzeiger rotieren um 130° und Springen dann zurück) sowie "Quarta". Völlig genial war aber die Entwicklung der "Samara". Bei dieser Uhr wurde auf eine Batterie verzichtet. Sie erhielt stattdessen einen kleinen Mikrogenerator als Antrieb.
Heute gehört die Firma zur "Renley Watch Mfg. Co. Ltd. Honkong"






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